Die dritte Frage an Dora Schweitzer sind eigentlich ganz viele Fragen auf einmal. Und es geht jetzt richtig zur Sache. Nämlich ums Stillen.
Können Sie meinen Lesern verraten, wie man sich am besten auf das Stillen vorbereitet, wo man sich Hilfe holen kann, wenn es Stillprobleme gibt – worauf man achten muss und ob diese Hilfe von den Krankenkassen unterstützt wird?
Ich empfehle den Frauen, sich bereits in der Schwangerschaft Stillwissen anzueignen. Dies ist sehr gut möglich, wenn man Kontakt zu einer stillenden Mutter pflegt, bei der man die einzelnen Stillphasen miterleben kann.
In den heutigen Geburtsvorbereitungskursen werden Stillinformationsabende – auch unter Miteinbeziehung der werdenden Väter – angeboten. Hebammen oder Geburtsvorbereiterinnen klären hierbei meist eingehend über den Ablauf der anfänglichen Stillzeit und im Groben über die Stillzeit im weiteren Verlauf, sowie über die Abstillphase auf.
Das theorethische Wissen rund ums Stillen – z.B. wie sich die weibliche Brust während der Schwangerschaft auf ihre neue Aufgabe der Muttermilchbildung vorbereitet – ist meiner Meinung nach sehr wichtig, weil dadurch die komplexen Zusammenhänge verständlicher erfasst werden können. Diese Informationen sind in vielen Stillratgebern enthalten. In meinem Buch sind zusätzlich an den entsprechenden Stellen auch noch viele Kurzberichte stillerfahrener Frauen eingefügt, die schildern, welche Stillprobleme sie auf welche Art gelöst haben. Das zeigt klar, dass Stillen nicht nur in rosaroten Farben gesehen werden darf, sondern dass es auch Probleme geben kann. Mt diesen Erfahrungsberichten soll den Frauen vermittelt werden, dass es beim Stillen – ebenso wie in allen anderen Lebensbereichen – Schwierigkeiten geben kann, die aber meistens lösbar sind.
Alles Neue will zunächst erlernt werden! So ist es auch beim Stillen. Hier müssen sogar zwei verschiedene Personen, nämlich die Mutter und das Neugeborene verschiedene Lernschritte durchlaufen. Dies ist der Grund, warum auch die Stillbeziehung einer stillerfahrenen Mutter bei einem zweiten Kind anders aussehen kann als beim ersten. Das neue Baby verhält sich unter Umständen total anders an der Brust.
Mein Rat lautet, sich bei Stillproblemen an eine Still- oder Laktationsberaterin zu wenden, weil diese Frauen eine ganz besondere Ausbildung absolviert haben. Adressen von solchen Ansprechpartnerinnen findet man u.a. im Internet z.B. auf den Websiten der Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS) , der LaLecheLiga (LLL) oder beim Berufsverband Deutscher Lactationsberaterinnen (BDL). Hierbei ist zu erwähnen, dass die ausgebildeten Stillberaterinnen der AFS und die der LLL – ebenso wie ich – ausschließlich ehrenamtlich, d.h. kostenlos beraten.
Lactationsberaterinnen der IBCLC erheben oftmals eine Gebühr, die manchmal von den Krankenkassen übernommen wird. Dies ist abhängig von den jeweiligen Krankenkassen und oftmals auch vom Bundesland, in dem die Mütter krankenversichert sind.
Das Buch von Dora Schweitzer bei Amazon kaufen:
Dora Schweitzer: Stillen: Ihre Still-Beratung für zu Hause
Trias Verlag, 2009.
160 Seiten, 14,95 Euro.
Alle Folgen der 5teiligen Interview-Serie „Im Gespräch mit der Stillberaterin Dora Schweitzer“ im Überblick:
Teil 1: Wie Dora Schweitzer zu ihrem außergewöhnlichen Beruf als Stillberaterin gefunden hat.
Teil 2: Wie wurde aus der Stillberaterin eine Buchautorin?
Teil 3: Wo man sich Hilfe holen kann, wenn es Stillprobleme gibt.
Teil 4: Kann jede Mutter ihr Baby stillen?
Teil 5: Bleibt Dora Schweitzer genug Zeit für die Familie? Wie vereinbart sie Kind und Beruf?
In der Geburtsklinik in Neubrandenburg gibt es eine Stillgruppe, die von 2 Stillberaterinnen im Wechsel betreut wird. Dort treffen sich stillende Mütter zur Beratung und gemeinsamen Gedankenaustausch. Auch wer keine Stillprobleme hat, ist willkommen. Ich kann nur jedem raten, solche Angebote auch zu nutzen.
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