Land und Kind im spannenden Gespräch mit Dora Schweitzer

Im Gespräch mit der Stillberaterin Dora Schweitzer – Teil 1

Land und Kind im spannenden Gespräch mit Dora Schweitzer
Land und Kind im spannenden Gespräch mit Dora Schweitzer

Ein ganz besonderes Interview habe ich mit Dora Schweitzer geführt. Sie ist Stillberaterin. Ein Beruf, den ich bis vor kurzem gar nicht kannte. Ich hätte so jemanden gebraucht, bei beiden Kindern. Meine Hebamme ist großartig und hat mir sehr geholfen. Aber nach der Zeit mit ihr, allein hats dann nicht mehr geklappt …

Dora Schweitzer ist aber nicht nur Stillberaterin, sie ist auch Autorin eines erfolgreichen Ratgebers zum Thema Stillen. Sie hat eine Stillgruppe gegründet, die sie bis heute betreut. Und sie ist selber Mama von drei Söhnen. Also eine interessante Frau!

Im Gespräch wurde mir schnell klar, dass ich in diesem Fall mehrere Artikel machen muss. Dora Schweitzer hat so viel zu erzählen und tut dies mit so viel Charme und persönlicher Note, dass es schlimm wäre die Hälfte der Zensur preis zu geben.

Als kleines Bonbon verlosen wir im letzten Artikel eines von Doras Büchern unter denen, die fleißig mitgelesen haben.

Land und Kind: Frau Schweitzer, Sie sind Stillberaterin. Bitte schildern Sie uns, wie Sie zu Ihrem außergewöhnlichen Beruf gefunden haben.

Nun…, nachdem die Stillbeziehung mit meinem ersten Sohn (geboren 1982) wegen wunden Brustwarzen frühzeitig scheiterte, habe ich mich in meiner zweiten Schwangerschaft eingehend über das Thema „STILLEN“ belesen. Als unser zweiter Sohn im Oktober 1983 als Frühchen zur Welt kam, hatte ich die Hoffnung, nun ausreichend informiert zu sein und nach großem Kampf, den ich aufgrund meines bis dahin angeeigneten Wissens und meines festen Willens gewonnen habe, wurde der Kleine als vollgestilltes Kind aus der Klinik entlassen. Leider erkrankte ich einige Monate später persönlich sehr schwer und war auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen. Der behandelnde Arzt verschrieb mir ein Mittel und sagte, dass ich nun abstillen müsste, weil der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht.

Daraufhin konnte ich durch Abpumpen meine Milchbildung aufrecht erhalten und war der Meinung, dass ich mein Kind nach dem Absetzen des Medikamentes wieder stillen kann. Nach meiner Gesundung war mein Kind saugverwirrt, weil er nun schon viele Tage nicht an meiner Brust, sondern durch einen normalen Flaschensauger mit Formel-Nahrung gefüttert wurde.

Damals war ich nicht darüber informiert, dass es auch stillverträgliche Antibiotika gibt. Meine Milchbildung war jetzt hervorragend, aber der Kleine wollte nicht mehr an der Brust saugen. Ich war der Meinung, mein Kind verweigert „meine“ Milch und kam nicht auf die Idee, ihm abgepumpte Muttermilch aus der Flasche anzubieten. Also fütterte ich ihn weiterhin mit Formelnahrung.

Dies war nun schon meine zweite gescheiterte Stillbeziehung – obwohl ich mich so sehr danach sehnte, schöne Stillmomente erleben zu dürfen und mein Kind eigentlich so ernähren wollte, wie die Natur es vorgesehen hat.

Als ich 1989 zum dritten mal schwanger war, habe ich mich bereits während der Schwangerschaft an eine Stillberaterin gewandt, die mir Ihre Unterstützung zusagte. Dies beruhigte mich unglaublich; wusste ich doch jetzt, dass es eine Mitstreiterin an meiner Seite gab. Tatsächlich nahm ich die Dienste dieser Stillberaterin trotz meines inzwischen großen eigenen Stillwissens mehrere Male in Anspruch und bin ihr heute noch dankbar für ihre geduldigen Beratungen.

Endlich konnte auch ich die so oft erwähnte außergewöhnliche innere Verbundenheit von Mutter und Kind beim problemlosen Stillen erleben. Unser dritter Sohn und ich genossen eine wundervolle (zweijährige) Stillzeit. Meine Stillberaterin, mit der ich weiterhin in Kontakt stand fragte mich irgendwann, ob ich Lust hätte, selbst eine Ausbildung zu absolvieren. Sie war der Meinung, aus mir könnte eine gute Stillberaterin werden.

Weil ich es mir mit drei noch recht kleinen Kindern nicht erlauben konnte, eine Ausbildung zu machen, verwarf ich den Gedanken, obwohl ich wusste, dass mir diese Tätigkeit viel Freude machen könnte.

Als unser jüngster Sohn 5 Jahre alt war, erlitt ich einen Unfall, der mich körperlich für einige Wochen total einschränkte. In dieser Zeit keimte der Wunsch „Stillberaterin zu werden“ wieder auf und ich begann nach meiner Genesung im Jahre 1994 als 40jährige Mutter dreier Kinder eine Ausbildung bei der AFS. Parallel dazu bot ich Baby-Müttertreffen bei uns im Ort an, die bis heute gut besucht werden.

Das Buch von Dora Schweitzer bei Amazon kaufen:

Dora Schweitzer: Stillen: Ihre Still-Beratung für zu Hause

Trias Verlag, 2009.

160 Seiten, 14,95 Euro.

Alle Folgen der 5teiligen Interview-Serie „Im Gespräch mit der Stillberaterin Dora Schweitzer“ im Überblick:

Teil 1: Wie Dora Schweitzer zu ihrem außergewöhnlichen Beruf als Stillberaterin gefunden hat.

Teil 2: Wie wurde aus der Stillberaterin eine Buchautorin?

Teil 3: Wo man sich Hilfe holen kann, wenn es Stillprobleme gibt.

Teil 4: Kann jede Mutter ihr Baby stillen?

Teil 5: Bleibt Dora Schweitzer genug Zeit für die Familie? Wie vereinbart sie Kind und Beruf?



7 Comments

  1. Ein wirklich schönes Interview.
    Für meinen Sohn mußte ich meine Milch abpumpen, da es sie immer nur in ganz kleinen Portiönchen und angedickt bekommen mußte. Ihn habe ich nur ein einziges mal gestillt und war sehr traurig darüber.
    Mit meiner Tochter durfte ich eine über 3 Jahre währende wundervolle Stillzeit genießen. Ich bin außerordentlich glücklich, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Während des ersten Jahres hatte ich regelmäßig Kontakt zu anderen Stillmamis und einer Stillberaterin, die unsere Stillgruppe geleitet hat.

  2. Wirklich interessantes Interview!
    Ich selber habe nur 3 Wochen gestillt da ich durch die Abpumperrei im Krankehaus wunde, teils blutende Brustwarzen hatte. Mein Sohn wollte nicht an meiner Brust trinken und es ging mit biegen und brechen nur mit einem Stillhütchen. Doch das Stillen bereitete keinem von uns beiden freude. Ich weinte vor schmerzen und mein Sohn bekam durch das ständige mit trinken meines blutes Koliken. Nach 3 Wochen machte ich dem Horror ein ende und Stille ab, gab ihm normale Milch und seither ist unser verhältnis das schönste was ich mir vorstellen kann.
    Manchmal bin ich innerlich schon traurig aber ich bin auch froh das sich durch das abstillen die Mutter-Kind-Beziehung zwischen uns beiden so gefestigt hat. Ich würde es jeder zeit wieder so machen wenn ich wieder derartige Probleme hätte.
    Eine Stillberaterin auf zu suchen wurde mir zu spät geraten … Meine Hebamme war mir in diesem punkt keine große hilfe.

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