Flieder hat etwas Romantisches

Elizabeth und ihr Garten – der Roman von Elizabeth von Arnim

Flieder hat etwas Romantisches
Verströmt jetzt in den Gärten seinen Duft - Der Flieder

Achtung: Hier kommt ein Herzensartikel!

Weil ich eben noch im Garten den Duft des Flieders eingesogen habe und weil ich grad zum x-ten mal das Büchlein ausgelesen zur Seite gelegt habe, ist es Zeit für „Elizabeth und ihr Garten“. Ein Tagebuch aus dem Jahr 1898, ein fiktives Tagebuch …

Die Geschichte einer Garten-Närrin

Elizabeth lebt mit ihren drei Mädchen auf einem Landgut, das bis dato 25 Jahre nicht bewohnt war. Und hier tobt sie sich in der Gestaltung des Gartens aus. Ihr Mann teilt diese Leidenschaft nicht, was sie aber nicht hindern kann ihr „Taschengeld“ für den Garten zu opfern. Der Grimmige, wie sie ihn nennt, ist mir selbst sowieso unsympathisch. Schließlich nutzt er seine eigene Bibliothek nicht und offenbart ein heutigen Leserinnen doch sehr obskures Frauenbild. Elizabeth hingegen ist erstaunlich modern.

Sie ist eine leidenschaftliche Frau, die mit Hingabe ihren Garten plant und bepflanzt. Sie hat dabei keine erfahrene Hilfe, denn dem Gärtner fehlt es an Verständnis sowohl für die Arbeit als auch für seine Chefin. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass es sich für Elizabeth absolut nicht schickt selbst Hand anzulegen, zu graben und zu pflanzen. Das tut sie heimlich und freut sich dann diebisch über die verbotene Tat. Was mich und Elizabeth verbindet ist nicht viel. Vielleicht lediglich die Tatsache, dass sie beim Gärtnern auch aus Misserfolgen lernt …

Elizabeth von Arnim - Elizabeth und ihr Garten - Insel Taschenbuch
Wirklich eines meiner liebsten Bücher (Cover: Insel Taschenbuch)

Einer Sache mit Leib und Seele verschrieben

Ich kann Elizabeths Antrieb sehr gut verstehen. Meine Energie fließt zwar in andere Vorhaben als unseren Garten, aber ich weiß wie lebendig ich mich fühle, wenn meine Projekte wachsen und gedeihen. Und wenn sich Elizabeth fragt, warum es nicht ihre Aufgabe sein kann sich einzuschließen und Gartenkataloge zu studieren, wenn der Winter herrscht und im Frühling und Sommer im Garten zu lesen, dann klingt dieser Wunsch für mich doch durchaus plausibel.

Elizabeth verzichtet zugunsten von Blumenzwiebeln und Dünger auf neue Kleider und andere Anschaffungen. Und jede Zeit, die sie nicht ihrem Garten widmen kann, ist für sie vertan. Sie berichtet von unliebsamen Gästen, die sie in ihrem Idyll stören und von lästigen Verpflichtungen.

Anders sein als die anderen

Zu schön, wie sie beschreibt, dass sie die Diskussionen auf Teegesellschaften satt hat. Wo sich thematisch alles um Klatsch, das Personal und die Frage dreht, ob es eine Gemeinheit von Elizabeths Mann ist, sie in dieser Einöde wohnen zu lassen. Dieses Unverständnis für das echte Landleben hat es also schon immer gegeben. Mir fehlt es hier an nichts. Ich schätze den Abend mit Buch auf der warmen Terrasse mehr, als ein Konzert, eine Lesung, einen Abend im belebten Biergarten. Aber das ist eben Ansichtssache.

Geschrieben ist das Büchlein von Elizabeth von Arnim (*1866 in Sidney). Es ist ihr erster Roman – 1898 anonym veröffentlicht – und wurde bereits damals ein veritabler Bestseller, dem 21 weitere Romane folgten. Sie spricht mit der ironischen Betrachtung ihres Standes ihrer Epoche direkt aus dem Herzen, was den ersten Erfolg maßgeblich beeinflusst hat. Für mich auch heute noch ein zauberhaftes Buch, das ich wirklich schon oft gelesen habe. Ich hätte gern so einen Garten wie Elizabeth in der Erzählung. Leider fehlt mir der Gärtner und das nötige Taschengeld ein derartig großes Gut zu kaufen.

Flieder in lila und weiß
Am liebsten armweise ins Haus tragen ...

Eine meiner Lieblingsstellen hat mich heute im eigenen Garten angesprochen: „Ach, diese Fliederbüsche! Sie stehen heute in voller Pracht da, und der Garten ist durchtränkt von ihrem Duft. Ich habe armweise davon ins Haus getragen, das Pflücken ist eine solche Wonne, und jeder Krug, Kessel und Kübel im Innern prangt von purpurner Pracht, und die Dienstboten glauben, es fände eine Gesellschaft statt …“ Dem ist aber nicht so. Elizabeth macht das nur für sich! Ist das nicht schön?

In meinem Garten duftet es heute auch nach Flieder, es ist nicht so viel, dass ich davon armweise ins Haus tragen möchte, daher genießen wir ihn lieber an Ort und Stelle. Aber wir bemühen uns um eine Fliederhecke um unsere Terasse – den wohlriechendsten Sichtschutz, den ich mir vorstellen kann.

Es gäbe noch viel zu erzählen über das kleine Buch. Vielleicht mag die oder andere von euch es sich kaufen und lesen? Wer Literatur mag, der wird es nicht bereuen. Wer eine Garten-Närrin ist, der wird es ebenfalls mögen und für diejenigen, in denen sich beides vereint, muss es wohl wie eine kleine Bibel sein!

 



One Comment

  1. Ein wahrhaft literarisches Gartenbuch ohne Alterserscheinungen, da kann ich nur zustimmen! Auch aus neuerer Zeit gibt es entdeckenswertes. Ich empfehle unbedingt das Buch von Pia Pera: [b]Die Früchte der Gelassenheit. Was ein Garten lehren kann.[/b] München/Wien, 2004. Auch bei mir im Antiquariat erhältlich. Hier erzählt die Autorin von der (Wieder)Anlage und Bearbeitung des verfallenen Familiengartens in der westlichen Toskana. Unterhaltend und anregend.