Flugreisen mit Kindern – unsere besten Tipps für Eltern

Kleines Mädchen mit Brötchen im Mund im Wartesaal auf dem Flughafen
Kleine Püppi auf großer Reise: kurz vor der ersten Flugreise

Neulich, 19 Uhr, Flughafen Langenhagen

Wir sitzen im Flieger ins Urlaubsparadies: die Boeing rollt an, fährt auf die Startbahn und unsere Kleine brüllt „Aussteigen!“. Sie fliegt zum allerersten Mal. Nach einer Weile hat sie herausgefunden, wie man den Sicherheitsgurt öffnet. Wir fragen den Steward nach einem speziellen Sitz oder einem Gurt für Kleinkinder. „Wie alt ist sie? Nein, der Spezialgurt ist nur für Kinder bis 2 Jahren.“ Unsere Kleine ist demnach zu alt. Also drücke ich sie krampfhaft auf den Sitz und versuche unserem Temperamentfloh klarzumachen, dass sie sitzen bleiben muss, weil alle sitzen müssen. Zumindest bis wir in der Luft sind.

Später nimmt die freundliche Stewardess („Ich habe auch so eine Kleine!“) sie für eine Minute mit auf den Gang, aber das kann sie ja nicht ständig machen – sie hat Sandwiches und Tomatensaft zu servieren, und danach versucht sie den Mitreisenden auch noch Whiskey, Zigaretten und andere zollfreie Waren anzudrehen. Auch nicht beneidenswert, aber wir leiden genauso: die Kleine hat sich aus dem Gurt gelöst und hoppt nun abwechselnd von Papi zu Mami und zurück. Da wir hintereinander sitzen, die Große neben der Mama, müssen wir sie gefühlt alle zwei Minuten über den Sitz heben (vierzehn Kilo! drunter durchkrabbeln geht nicht), bis sie die Geduld verliert und wieder „Zu Papa gehnen!“ will. Wir lassen ihr den Willen, denn sie soll ja nicht das ganze Flugzeug zusammenbrüllen.

Die Informationen über Flughöhe und -geschwindigkeit auf den winzigen Bildschirmen interessieren die Kleine überhaupt nicht, noch nicht mal die bunte Karte, auf der sich das Flugzeug quälend langsam vorwärtsbewegt. Als nach etwa einer Stunde der Film anfängt, wird sie etwas ruhiger: immerhin kommen Hundewelpen darin vor. Trotzdem wird es ein sehr langer Flug, drei Stunden können einem ewig vorkommen mit einem gar nicht müden und gleichzeitig völlig übermüdeten Kleinkind. Leider steht am Zielort noch eine Stunde Busfahrt zum Hotel an, auch da kommt die Kleine nicht zur Ruhe. Gegen ein Uhr haben wir endlich eingecheckt und verziehen uns fix und fertig auf unser Zimmer.

Was lernen wir daraus? Alles falsch gemacht oder einfach nur Pech?

Zwei Mädchen und viele Koffer auf dem Rollwagen am Flughafen
So kanns gehen: Der Flughafen als Spielpark mit "Kofferflitzern"

Sicher war auch Pech dabei, aber für den Rückflug nehmen wir uns vor, so viel wie möglich besser zu machen. Hier unsere zehn Tipps für Flugreisen mit Kindern, insbesondere für Erstflieger:

  • Bei der Buchung von Pauschalreisen besonders auf die Abflugzeiten achten: tagsüber kostet i. d. R. mehr, ist aber machbar. Für uns lautete der Kompromiss „Abflug 18.50 Uhr“. Immer noch besser als 2 Uhr nachts, allerdings kamen wir inklusive Transfer zum Hotel doch schon deutlich in die Schlafenszeit hinein – siehe oben.
  • Auch die Flugdauer ist ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Reiseziels: einen 11-stündigen Flug auf die Malediven hätte ich unter den o. g. Umständen nicht machen mögen. Mit Kindergarten- bzw. Wickelkindern empfiehlt es sich, in oder bei Europa zu bleiben.
  • Zur Vorbereitung Flugzeug spielen: im Bett, im Auto, auf dem Sofa. Mit Ansagen durch den Piloten (Mama oder Papa), Stewardessen, Shopping, aus-dem-Fenster-gucken und allem Drum und Dran. So haben wir es zumindest geschafft, dass unsere Große sich wahnsinnig auf den ersten Flug freute. Und auf dem Rückflug hatte sie dann sogar die Ruhe, ein Stündchen zu schlafen (die Kleine aber nicht, die blieb hartnäckig …)
  • Am Tag des Abflugs kann das Spiel ja weiter gehen. Unsere Mädchen ließen sich liebend gern auf den Rollwagen chauffieren, oben auf den Kofferstapeln wie Prinzessinnen thronend.
  • Rechtzeitig zum Check-In gehen. Unsere Fluggesellschaft empfahl 2 Stunden vor Abflug, da hatte sich aber schon eine lange Schlange gebildet. Wenigstens gab es eine Art Indoor-Spielplatz, so dass wir Eltern uns mit Warten und Spielen abwechseln konnten. Warum also so früh zum Check-In? Eventuell hat man noch Einflussmöglichkeiten auf die Sitzplätze:  natürlich möchten die Kleinen gern am Fenster sitzen. Bei zwei Kindern ist die Anordnung mit 2+2 Sitzen besser als 3+1.
  • Bei Babys und Kleinkindern möglichst spät vor dem Einsteigen Windeln wechseln. 2 bis 3 Stunden sollten sie frischgewickelt ja durchhalten.
  • Wenn eines der Kinder doch das Flugzeugklo benutzen muss: mitgehen und vor dem Knopfdrücken warnen, dass es gleich ein furchtbar lautes Zisch-Geräusch gibt!
  • Falls ein Knacken im Ohr auftritt oder sogar Ohrenschmerzen: extra große Portion Gummibärchen mitnehmen.
  • Kissen und Lieblingsspielzeug oder Kuscheltier der lieben Kleinen dabeihaben und das aktuelle Lieblings-Bilderbuch. Blättern im Bord-Shop-Magazin ist schön und gut, aber beim Erklären der Spirituosen („das ist der leckere weiße Rum …“) kam ich mir dann doch etwas blöd vor.
  • Heikel: was tun, wenn die Eltern Flugangst haben? Da hilft nur eins: runterschlucken und Ruhe ausstrahlen. Oder den Mann / die Frau fragen, ob sie sich um beide Kinder kümmert. Das wäre allerdings für sie kein entspannter Einstieg in den Urlaub. Wenn es gar nicht geht: auf dem Boden bleiben und mit dem Wohnmobil verreisen oder mit den Kindern Bahn fahren, das machen wir vielleicht nächstes Jahr …
Anzeigetafel mit Abflugzeiten am Flughafen Antalya
Auch der schönste Urlaub geht vorbei: Abflug nach Hause ...

Last but not least, sollte aber selbstverständlich sein: nehmt genug zu trinken mit. Das Mitführen von Flüssigkeiten über 100ml Inhalt ist grundsätzlich nicht gestattet, bei unserer Babyflasche mit dem heißgeliebten „Appelsaft“ zeigte sich die Kontrolle aber gnädig.

Und wie lief es auf dem Rückflug?

Naja, wenigstens etwas besser als auf dem Hinweg. Als wir wieder in Hannover eintreffen und das Flugzeug ruppelnd aufsetzt, kräht die Kleine begeistert „Nochmal, nochmal!“. Diesen Wunsch können wir ihr nicht erfüllen – es scheint aber doch ein bisschen Spaß gemacht zu haben.



5 Comments

  1. Hallo,
    Bin auch voll der Meinung, dass man mit ganz kleinen Kindern keine Kontinentalflüge machen soll. Eine zeitliche Grenze sich ca.3,5 Std Flug. Alles andere ist eine Qual für alle Beteiligten.
    Ein besonderer Tipp: Spielsets von Oskar&Ellen, machen gar kein Krach, wiegen nix und halten das Kind lange beschäftigt.
    Gute Reise!

  2. Gegen die Ohrenschmerzen hilft auch Trinken. Nasentropfen sollen wohl auch helfen. Das kann ich aber weder bestätigen, noch widerlegen.
    Als erstes Flugreiseziel mit Kind hatten wir uns Mallorca ausgesucht, aber leider auch ungünstige Flugzeiten erwischt. An- und Abreisetag waren richtig lang und anstrengend.

  3. Wir hatten als erstes Flugziel auch Mallorca. Unsere Trinkflaschen mit Apfelsaft( Pro Kind 500ml) durften wir auch mitnehmen.Wir sind mit Air Berlin geflogen und da haben die KInder beim Hin und Rückflug etwas geschenkt bekommen was auch nochmal ablenkte.Unsere KInder saßen am Fenster was natürlich auch spannend war und bei aussteigen durften sie einen ganz kurzen Blick ins Kockpit werfen.Für die Ohren empfehle ich auch trinken oder unsere durften sich vorher beim einkaufen Kaugummis aussuchen die sie dann gekaut haben.Ich freu mich schon aufs nächste fliegen.

  4. Da sind ein paar echt gute Tipps dabei! Ich habe meine Erfahrungen von einigen Flugreisen auch zusammengestellt, da findet ihr noch ein paar ergänzende Hinweise:

    http://www.mamagie.de/2012/05/03/fliegen-mit-baby/
    http://www.mamagie.de/2012/05/10/fliegen-mit-kleinkind/

    Und was die Interkontinental Flüge angeht: Das kann man leider nicht verhindern, wenn man im Ausland wohnt und ab und zu die Großeltern besuchen möchte. Aber auf Grund meiner Erfahrungen kann ich euch sagen, dass sogar die ganz Kleinen das super mitmachen. Was nicht heißen soll, dass ich dazu raten würde, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Urlaubsreisen kann man auch noch später machen, da haben die Kleinen dann mehr davon.

    Liebe Grüße Karin