Nur wenige fahren mit ihren kleinen Kindern auf Städtetour. Die berechtigte Angst vor der Nörgelatacke in der Gemäldegalerie, das Gejammer, dass die Füße weh tun und auch das Bombardement mit dem Satz „mir ist sooo langweilig!“ mögen dafür maßgeblich verantwortlich sein.
Zugegeben, ein sonniger Strand scheint das für Kinder von Gott gegebene Reiseziel zu sein. Ich bin aber inzwischen mit der Großen dreimal in Dresden und auch schon in Hamburg gewesen, die Kleine war jüngst zum ersten Mal mit. Ich plane meine Städtetouren um die Kinder herum und nicht mit meinen Augen. Dadurch klappt das ausgezeichnet. Unser letzter Ausflug war ein Geburtstagsgeschenk für die Oma – 4 Tage in Dresden. Sie kannte das noch gar nicht. Ein Fakt, den meine Große gar nicht nachvollziehen konnte.
Die meisten Großstädte bieten auf ihren Websites einen eigenen Bereich mit Tipps für den Besuch mit Kindern. Oft geht das zwar über die Empfehlung des Zoos und Mitteilung der Adressen der Indoor-Spielparks nicht hinaus, manchmal aber schon.
Dresden mit Kindern
Wer einmal in Elbflorenz ist, der will natürlich auch etwas vom reichlich vorhandenen kulturellen Erbe sehen. Mit Kindern empfiehlt es sich, die große Stadtrundfahrt mit den roten Bussen zu buchen. Der Tagespreis ist erst mal zünftig, aber der Verlängerungstag kostet nur einen Euro.
Das Geniale: Die Busse fahren auf unterschiedlichen Routen alle 15 Minuten. Man kann überall ein- und aussteigen. Das heißt, man fährt in die Stadt, stellt das Auto auf den Parkplatz und erkundet alles mit den Kindern im Doppeldeckerbus.
Bei uns war das Wetter so schön, dass sogar die Scheibe offen blieb. Einmal sollte man die große Tour fahren und sich auch den Text dazu anhören. Das finden die Kinder da noch spannend. Man kann ja oben sitzen und so weiter. Danach ist es einfach ein bequemes Transportmittel und die Busfahrer eine phantastische Info-Quelle. Die waren immer nett und haben super Tipps auf Lager.
Museum mit Kind?
Die Galerie der alten Meister im Dresdener Zwinger ist mehr als sehenswert. Und das nicht nur wegen des berühmten Gemäldes von Raphael mit den zwei Engeln die jeder kennt. Die Sixtinische Madonna hat in diesem Jahr sogar Jubiläum. Und wenn die Stadt Dresden die Rechte an der Vermarktung der Engelchen hätte, dann wäre es wohl die reichste Stadt Deutschlands.
Unsere 7-Jährige hat großes Interesse an Kunst. Sie malt selbst so gern, dass sie immer erzählt sie wolle Kunst-Malerin werden. Ein leichtes Spiel also für mich, mit ihr durch die Gemäldesammlung zu stöbern.
Die Kleine Maus ist da schon eher eine Herausforderung. Da hilft nur eins: Gezielt bestimmte Gemälde aufsuchen und dann mit den Kindern Ratespiele zu den Bildern machen. Was hat die Frau wohl in der Tasse? Ist das heiß oder kalt? Was ist in dem Glas? Wer schon mal dort war, der weiß von welchem Bild ich rede: Das Schokoladenmädchen von Jean-Étienne Liotard. Und dann raten sie fleißig: Kaffee, Milch, Cappucino und die Kleine ruft TauTau! Richtig! Ein Punkt für dich! So viel Zeit hat die Mama dann, um zu bestaunen mit welcher Technik der Künstler 1743 die junge Dame gemalt hat.
Meiner Erfahrung nach haltens die Kinder durchaus 2 Stunden im Museum aus. Auch das Tobekind – man muss es halt die ganze Zeit mit einbinden. In manchen Häusern gibt es auch Führungen speziell für Kinder, das ist natürlich richtig prima. Und im Hof des Zwingers wird dann ordentlich getobt, während Oma und Mama beim Schwatzen die Sonne genießen!
Noch mehr Dresden-Tipps
Wir essen mit den Kindern gern in der Nähe der Frauenkirche. Dort gibt es natürlich zahlreiche Restaurants die draußen servieren. Meine Mutter und ich sitzen also gemütlich beim Essen und wenn die Kids aufstehen wollen, dann tun sie es. Da fahren keine Autos und das Kommando „nur so weit, dass ich euch noch gut sehen kann“ funktioniert bei uns sehr gut. Man ist dort aber auch eingestellt auf Kinder. Wir bekommen sofort Malutensilien und Spiele angeboten. Fein! Und das obwohl wir kaum andere Familien treffen. Aber das hatten wir ja schon …
Schloss Pillnitz ist bei gutem Wetter auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Kinder können dort im Park herrlich toben. Es liegt direkt an der Elbe und seine schönen Gebäude werden sich auch die Eltern gern ansehen.
In Summe sind wir mit der Oma die Stadtrundfahrt etwa dreimal gefahren, die Kinder fanden es zu toll. Aber es gibt natürlich auch die Möglichkeit, eine Kutschfahrt oder Rikscha-Tour zu machen.
Shoppen geht natürlich auch 1a, aber das versteht sich, ist ja eine Großstadt. Damit haben wir einen kompletten Tag verbracht. Mit den Kindern unterwegs achtet man viel mehr auf kleine Dinge. Und beim Schulmädel sind die Shoppinggene eh schon stark entwickelt. Sie hat genau so großen Spaß dran wie Oma und Mama.
Man kann rund um Dresden richtig viel erleben und die Kultur und Geschichte pulsieren da unheimlich. Es gibt eben so viel auf einem Fleck. Wir waren wiedermal begeistert und zum Weihnachtsmarkt kommen wir mit dem Papa wieder.
Mein Fazit
Wer Spaß an Städtetouren, Kultur und Geschichte hat, der schafft es auch seinen Kindern das zu vermitteln.
Also nicht wie im Film mit dem Reiseführer in der Hand stoisch rezitierend, sondern sprühend vor Begeisterung den Kindern Dinge erklären, so dass die Funken auch überspringen können!
Toll. Das klingt nach einem schönen Ausflug, Danke für die vielen hilfreichen Tipps!
Vielleicht ist unsere einfach noch zu Jung (4 Jahre) für solche Städtereisen, ganz besonders für Museen. Bei den letzten vier Museumsbesuchen (über ein ganzes Jahr verteilt!), hat sie immer irgendwann angfangen zu schreien oder ein Bock bekommen. In der Natur hingegen ist sie viel besser aufgehoben. Als wir Mitte diesen Jahres das hier gemacht haben, hat sie unterwegs nie einen Bock bekommen. Sie hat über die Seehundbabys gestaunt und gar nicht mehr den Mund zu bekommen als sie Nilpferde gesehen hat 🙂