Anlässlich des Starts der Animationsserie auf dem Kinderkanal planten wir einen Bericht über den kleinen Prinzen – nach dem Motto „Buch vs. Fernsehserie„. Doch nach Ansicht von ein paar Folgen war schnell klar: so einfach wird das nicht mit dem Artikel.
Am Anfang habe ich mit mir gerungen: schreibe ich nun ein Loblied auf die fantastische Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry – oder wird es doch eher ein Verriss der neuen Fernsehserie, die seit dem 17. März auf dem Kika läuft: bunt, animiert und laut?
Die erste Erkenntnis: Buch und Serie sind nicht vergleichbar
Tja, wir wollen diplomatisch und vor allem gerecht bleiben, nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und das kann nur eines bedeuten: getrennte Besprechungen, eine fürs Buch, eine für die Serie. Die beiden Werke sind zu verschieden und haben außer den Hauptfiguren (selbst hierbei gibt es schon unterschiedliche Akzente) so gut wie nichts gemeinsam. Deswegen starten wir heute mit dem Buch: denn das ist einfach.
Man hat es als Kinderbuch bezeichnet (das ist es sicher nicht nur), als Erzählung (von der Kürze her passt das), oder schlicht als modernes Märchen für Jung und Alt. Ja, all das ist „Der kleine Prinz“, der erstmals 1943, also noch zu Zeiten und unter Eindruck des Zweiten Weltkrieges, das Licht der Bücherwelt erblickte.
Worum gehts? Der Erzähler – übrigens auch im echten Leben ein Flieger – strandet mit seinem Flugzeug in der Sahara, als ihm ein kleiner Junge mit blondem Haar und Seidenschal begegnet. Die Tatsache, dass der Junge einen recht seltsamen Eindruck auf ihn macht, kommt daher, dass es sich um einen Besucher von einem fremden Planeten handelt. Es müsste wohl eher Planetchen heißen, denn darauf gibt es gerade einmal drei Vulkane oder Vulkänchen, einer davon erloschen und eine kleine Rose, die eigentlich des Prinzen Freundin ist. Dennoch fühlte er sich gedrängt, eine Reise durch das All zu unternehmen. Auf der Suche nach Freundschaft begegnet er allerlei anderen Bewohnern ebenso kleiner Planeten, bevor es ihn dann auf die Erde verschlägt und er – zumindest in seiner Sichtweise – sehr seltsame Vertreter der Gattung Mensch trifft. Der Rest – bis hin zum Fuchs und dem unsterblichen Ausspruch „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ ist literarische Legende.
Kleiner Prinz: kleines Buch, große Geschichte und enorme Tragweite
Was soll man noch darüber sagen? „Der kleine Prinz“ ist Poesie pur, ein Gesamtkunstwerk mit den farbigen Zeichnungen des Autors, er erzählt von Freundschaft und den Tücken des Erwachsenseins. Die Dinge, die die Großen tun, werden hier zurecht und nur zu gern als „unverständlich“ entlarvt, die beim kleinen Prinzen allzuoft ein Kopfschütteln auslösen. Das Werk ist durchzogen von einem tiefen, humanistischen Gedankengut, auch wenn dies kurz nach seiner Erstveröffentlichung nicht sofort und allgemein erkannt wurde.
„Der kleine Prinz“ wurde nicht sofort zum Bestseller, aber zum absoluten Longseller. O-Ton des Karl Rauch Verlages, der sich in Deutschland um das Wohl des kleinen Helden kümmert: „Der Kleine Prinz gilt nach der Bibel und dem Koran mit mehr als 150 Übersetzungen als das meistübersetzte Buch der Welt.“ In Frankreich kommt er auf eine Gesamtauflage von 8 Millionen, die höchste Auflage in einem Land erreichte er jedoch in Deutschland mit insgesamt über 9 Millionen Exemplaren und mehr als 20 Einzelausgaben. Rein rechnerisch hat also mehr als jeder neunte Deutsche das Buch zuhause.
60 Jahre Erfolgsgeschichte in Deutschland
Im Jahr 2010 feierte der kleine Prinz in Deutschland seinen 60. Geburtstag. Dazu ist ein Jubiläumsband in neuerer Übersetzung entstanden. Der Karl Rauch Verlag, absoluter Spezialist für den kleinen Prinzen, hat auf seiner Website allerdings noch viel mehr zu bieten: ob Taschenbuch, Hardcover, Pop-Up-Buch oder als Hörbuch, gelesen z. B. von Jan Josef Liefers: der kleine Prinz funkt auf allen Medien. Im letzten Jahr kam dann auch das E-Book und eine App dazu. Letztere kombiniert den Text mit dem Hörbuch und ist für Android und Apple iOS verfügbar.
Es lohnt sich in jedem Fall, in die Welt des kleinen Prinzen einzutauchen, falls man sie noch nicht kennt. Und es tut garantiert nicht weh: je nach Ausgabe hat man ca. 90 bis 120 Seiten vor sich. Dabei gibt es für Große und Kleine genug zu entdecken, auch beim zweiten oder dritten Lesen – das ist wahre Kunst.
Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz: Mit Zeichnungen des Verfassers. Neue Übersetzung von Elisabeth Edl. Karl Rauch Verlag, 2010. Neuausgabe, gebunden. 93 Seiten, 9,90 Euro. |
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Humor | Anspruch | „Magie“faktor |
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++ | +++ | +++ | |
Alters-/Leseempfehlung: Ein kleines Buch, ein großes Buch. Für Mädchen, Jungs, Mama, Papa, Oma und Opa. Zum Vorlesen, Lesenlernen oder zum Einschlafen. Muss man gelesen haben. |
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Ich lese das Buch grad meiner Tochter vor. Sie kann zwar noch nicht alles verstehen (dazu steht zu viel zwischen den Zeilen, dass sich nur den großen Leuten erschließt). Wir haben im Urlaub damit angefangen, inspiriert durch die jetzige Serie im KiKa.
Ich liebe dieses Buch und nehme es immer mal wieder in die Hand.
Wenn die Serie jemanden dazu bringt, das Buch in die Hand zu nehmen, dann hat sie tatsächlich doch noch etwas Gutes an sich. Mir war zum Heulen zu Mute, als ich den Teaser zur Serie auf Kika gesehen habe.
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Ich war regelrecht geschockt, weil ich mich zunächst gefreut hatte, dass der kleine Prinz als Serie für meine Kinder kommt und dann das ?!!! Das geht ja mal garnicht: komische Finsterlinge, schwarze Riesenmonster ?!!! Einfach nur schlecht und bekloppt !
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