Déjà-Vu im Wartezimmer: nach zwanzig Jahren wieder zum Kieferorthopäden
Ich erinnere mich noch gut an früher, als ich meine Zahnspange hatte. Erst eine lose, später eine feste Klammer. Das waren nicht unbedingt die Festtage meiner Kindheit. Zugegeben, ich war nicht der Eifrigste beim Tragen und so manches Mal „vergaß“ ich auch das Weiterdrehen mit dem kleinen Metallstift – das gab natürlich einen ziemlichen Dämpfer, wenn der Kieferorthopäde nach ein paar Wochen kontrollierte und sich nicht der erwartete Fortschritt eingestellt hatte. Alles in allem habe ich die verschiedenen Varianten der Kieferregulierung immer als ziemliche Belastung empfunden – man war zeitlich an ein bestimmtes Stundenpensum gebunden, in der Schule wollte man die Spange natürlich nicht tragen aus Eitelkeit, und beim Sport durfte man nicht wegen der Verletzungsgefahr.
Nun hat es mich „wieder“ erwischt: unsere Große und wir wurden im letzten Jahr von der Zahnärztin *dringend* darauf hingewiesen, dass wir umgehend bei der Kieferorthopädin vorstellig werden sollten – da sei so einiges im Argen im Gebiss unserer Tochter. In der Tat konnten wir schon mit unserem laienhaften Blick erkennen, dass einer der neuen Zähne sich mangels Platz hinter einen noch nicht ausgefallenen Milchzahn geschoben hatte. Sieht übel aus und war somit höchste Eisenbahn. Die Zahnärztin empfahl uns auch gleich eine Kollegin in der Nähe mit den Worten „sie ist die Beste“ (auf dem Land ist „Nähe“ immer relativ, aber zumindest ist die kieferorthopädische Praxis näher an uns dran als die Zahnarztpraxis). Das half natürlich und kam – wenn vielleicht auch unbewusst – sogar bei unserer Großen gut an.
Wir haben eine Zahnspange – und unsere Tochter findets toll!
Ein paar Wochen später hatten wir dann unseren ersten Termin, den ich als Papa mit der „besseren Vorgeschichte“ in Bezug auf Zahnärzte mit der Großen absolvierte. Und ich muss sagen, die Dame machte ihre Sache gut (die Ärztin, nicht unsere Tochter!). Sie nahm sich wirklich Zeit und ging weniger aufs Handwerkliche ein als auf die ganzen Begleitumstände. Und hatte auch ihre beiden Zielgruppen im Blick: fürs Töchterchen vergaß sie nicht zu erwähnen, dass sie sich die Farbe und ein Motiv zum Bekleben der Klammer aussuchen dürfe. Ich muss schon sagen, DAS gab es früher nicht! Eine Zahnspangendose kann man natürlich später auch noch gegen einen geringen Betrag erwerben.
Da es sich um eine sogenannte Frühbehandlung handelt, ist einiges zu beachten, was unsere Kieferorthopädin fach- äh … -männisch erläuterte, ohne sich oder uns zu langweilen. Im Rahmen der Fehlstellung bzw. der Korrektur derselben ist eine Spreizung bzw. Erweiterung des Kiefers nötig, die mittels des altbekannten „Weiterdrehens“ erzeugt wird. Im Rahmen der Therapie kämen voraussichtlich 20% der Kosten auf uns zu, vorbehaltlich der Antwort unserer Krankenkasse auf den Behandlungs- und Kostenplan. Und so kam es dann auch, weniger später hatten wir den Brief im Postkasten – wenn dies auch ein Standardvorgang sein mag, fand ich es extrem angenehm, im Vorhinein so ausführlich über die nächsten Schritte informiert zu werden. Bis hin zum Ende der Frühbehandlung, die auf 6 Quartale, also eineinhalb Jahre festgesetzt ist – insofern ist es besonders wichtig, aber bei einer Erstklässlerin sicher noch viel einfacher, genau auf das Einhalten der Tragezeiten zu achten.
Wie erkenne ich einen guten Kieferorthopäden?
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, so könnte man sagen: Ein Ausstieg oder Wechsel ist nach Abschluss bzw. Annahme des Heilkostenplans nicht mehr möglich! Die Annahme erfolgt übrigens nicht qua Unterschrift – einfach durch Erscheinen beim Kieferorthopäden willigt man in die Behandlung ein. Aber gibt es Möglichkeiten, einen guten Doktor vorab zu erkennen? Es gibt. Diese Aspekte halten wir für wichtig:
- Empfehlung durch den behandelden Zahnarzt: dies mag ein persönlicher Gefallen sein oder aber Erfahrungen aufgrund des Feedbacks, das durch andere Patienten zustande kommt. In jedem Fall ein erster Anhaltspunkt. Der Zahnarzt bzw. die Zahnärztin überweist jedoch nicht, uns gab sie einfach eine Visitenkarte.
- Man kann sich in der Schule, im Verein oder beim Elternabend umhören und informieren: wenn es eine negative Erfahrung gibt, wird man sie sicher zu hören bekommen.
- Wir sind ein Online-Magazin und wir leben (auch) online, daher darf ein Arztvergleich nicht fehlen. Auf der Seite Weisse-Liste.de gibt es eine Arztsuche. Die Seite wird getragen von der Bertelsmann-Stiftung. Dort kann man nach Fachgebiet, PLZ und Ort in der Ärzte-Datenbank recherchieren. Einziger Haken: Die Seite ist erst in diesem Jahr gestartet und viele Ärzte haben noch keine zehn Bewertungen, die für eine öffentliche Anzeige nötig sind.
- Vor Ort in der Praxis, beim ersten Beratungsgespräch gibt es die „letzte Chance“ für ein mögliches Zurück. Das ist im Prinzip nicht anders, als wenn man ein Geschäft oder ein Restaurant betritt: man muss da nicht wohnen bleiben, aber sich einigermaßen wohlfühlen. Und ganz wichtig ist, dass der Arzt oder die Ärztin sich Zeit nimmt und – wie oben geschildert – auf das individuelle Informationsbedürfnis der kleinen Patienten eingeht. Dazu gehört z. B. auch, die Kleine direkt anzusprechen und nicht nur mit den Eltern über das Kind zu reden. Die Formalitäten wie Kosten, Dauer und Krankenkassen-Details gehören natürlich zum Pflichtprogramm. Wenn hier etwas unklar bleibt, lieber nochmal nachhaken.
Bei uns war das Gespräch so erfolgreich, dass es am Ende des ersten Termins noch eine faustdicke Überraschung gab. Die Kieferorthopädin fragte unsere Große: „Und, freust du dich auf deine Spange?“ (auf DIE Idee wäre ich nicht im Traum gekommen!) und seltsamerweise lautete die Antwort: „Ja!“
So eine Zahnspange ist ja heute zum Glück keine Seltenheit mehr.Als meine Tochter ihre Zahnspange bekommen hat, haben zeitgleich in ihrer Schulklasse und in ihrem Freundeskreis so einige auch eine bekommen.
Das macht es etwas leichter, denn die Begeisterung für die neue Zahnspange legt sich meistens wieder 😉
ohhhh… naja ICH selber bin elf jahre alt und habe ebenfalls eine spange… ich habe etwas krumme zähne. nicht nur… sie sind rund und überall lücken. naja zum glück habe ich eine denn wenn nicht seh ich in 12 jahren aus wie 50! Zahnspangen sind gut, das kann ich weiteremphehlen… 🙂
: )
hallo Maylyn,
ich bin auch elf und meine feste ist der Horror!!! Naja ich bin nicht allein, meine BFF haut auch eine und wir 2 haben erfahren dass so viele aus unserem Freundeskreis eine bekommen! Ich bin soooo froh das ich nich allein bin!
😡
Lillimausi,
du bist nie alleine… denk immer daran: die welt ist groß, viele kinder, mindestens 30-40 % haben eine…
gruß sabine