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Interview: Anne Bellenger – eine Französin in Berlin

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Eine Französin in Berlin: Anne Bellenger

Zu unserer „Französischen Woche“ muss natürlich auch ein Interview gehören. Eins mit einer echten Französin versteht sich. Mit Anne Bellenger habe ich die ideale Gesprächspartnerin gefunden. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Ihr kennt ihren wunderbaren Shop Pompapillon vielleicht aus meinen Berichten.

Pompapillon spezialisiert sich auf französische Produkte für Kinder. Hier bekommt man also schöne Dinge für sein Kind, die hier in Deutschland nicht jeder hat, viele sogar gar nicht kennen.

Das Gespräch mit Anne hat besonders viel Spaß gemacht, da sie uns nicht nur etwas Einblick in ihre Arbeit gibt, sondern auch darüber spricht, wie es ist als Französin in Deutschland zu leben, wie gern sie in Berlin lebt und vieles mehr. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen!

Liebe Anne, du lebst und arbeitest in Berlin. Wie sieht es aus mit „savoir vivre“ in unserer Hauptstadt?

Als ich vor 18 Jahren zum ersten Mal nach Berlin kam, fand ich das Savoir-Vivre der Berliner so „lala“. Mittlerweile habe ich den Lebensstil schätzen gelernt. Berlin ist auf seine Art eine tolle Stadt mit einer hohen Qualität an Savoir-laisser-Vivre („Verstehen, leben zu lassen, jeder auf seine eigene Art“). Man findet in Berlin auch viel vom „französischen Savoir-Vivre“, wie das legendäre Boule-Spiel im Mauerpark oder bei der Pop-up Bakery von Gourmandise Berlin, wo man regelmäßig wunderbare französisch-geprägte Leckereien an unterschiedlichen Veranstaltungsorten kosten kann.

Pompapillon.com_Frankreich ins KinderzimmerTrotzdem können die Berliner noch dazu lernen. Ein Abendessen mit Freunden ist in Frankreich eine abendfüllende Veranstaltung, in Berlin nur ein Auftakt. Seine Nachbarn lädt man in Frankreich gerne mal unverbindlich auf ein Glas ein, und Läden mit teureren aber auch besseren Lebensmitteln sind in Frankreich noch deutlich häufiger anzutreffen und besser besucht als in Berlin.

Die Idee, etwas Frankreich in deutsche Kinderzimmer zu zaubern ist prima! Erzähl uns doch mal, wie Pompapillon entstanden ist.

Danke! Als Französin in Berlin bringe ich natürlich auch unbewusst bestimmte Gewohnheiten und Traditionen aus Frankreich mit in das Leben meiner 5–köpfigen Familie.

Als unser erstes Kind zur Welt kam, wurde natürlich ein Babycook gekauft, den es in jeder Familien-Küche in Frankreich zu finden gibt, der allerdings in Deutschland nicht zu kaufen war. So entstand die Idee von Pompapillon, um Familien in Deutschland zu ermöglichen, schöne und außergewöhnliche Sachen aus Frankreich ohne hohe Versandkosten und von einem deutschen Händler ins deutsche Kinderzimmer zu bringen.

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Mit dem Babycook fing alles an.

Hand aufs Herz: Was fällt einer Französin in Deutschland Positives auf und was stört vielleicht auch ein wenig?

Deutschland und Frankreich sind so nah und manchmal so weit weg. Auffällig sind zum Beispiel Unterschiede in Erziehungsfragen: Franzosen sind in der Erziehung ihrer Kinder sehr strikt und regelorientiert, Deutsche (zumindest in Berlin und besonders in P‘Berg) sind oft freizügiger und flexibler, was Erziehungsfragen angeht. Wobei natürlich beides nerven kann, wenn es extrem wird.

Auch sind Franzosen, zumindest verglichen mit Berlinern, traditionsbewusster. Zu Silvester gibt es Austern, zu Weihnachten gibt’s Foie Gras mit edelsüßem Wein, darauf kann man sich verlassen. In Berlin ist erlaubt, was gefällt und selbst der Kartoffelsalat mit Würstchen zum Heiligabend scheint an Bedeutung zu verlieren.

Oft ist aber das Bild des anderen Landes ungenau, gerade wenn man nur wenig persönliche Erfahrungen gesammelt hat. Mit unserem Shop und Blog versuchen wir auch mehr von Frankreich zu erzählen.

Welche Kriterien entscheiden bei dir, ob es ein Produkt in das Sortiment von PomPapillon schafft oder nicht?

Zuerst sind es oft bewährte Produkte oder Marken, die wir seit Jahren kennen, mit denen ich teilweise schon in meiner Kindheit gespielt habe. Jemand der in Frankreich aufgewachsen ist, sollte seine Klassiker hier wiederfinden (wenn nicht, bitte eine kurze Mail senden). Dann sind wir aber auch immer auf der Suche nach Dingen, die man so in einem deutschen Geschäft nicht finden würde. Zum Beispiel entdeckten wir vor ein paar Jahren tolle Ton-Bücher von Gallimard Jeunesse, die wunderbar echt klingen und die Fantasie aller unserer Kinder immer noch anregen und das stundenlang!

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Franzosen lieben schöne, nostalgische Spielzeuge

Wichtig sind uns dabei eine gute Qualität und Langlebigkeit. Überbordende Kinderzimmer mit günstigem Plastikspielzeug überfordern Kinder ja regelrecht. Meine Erfahrung ist das wenige, durchdachte und interessante Spielzeuge Kinder viel eher zum ausdauernden Spielen und Ausprobieren anregen. Auch das Design sollte besonders sein, je nach Produkt von elegant bis ausgefallen, immerhin hat Frankreich ja einen Ruf zu verteidigen.

Sonst mögen wir gerne nostalgische schöne Sachen und da sind die französischen Hersteller stark. Solche Produkte sind nicht immer günstig, aber sie hinterlassen Eindruck und werden länger und häufiger genutzt.

Viele unserer Produkte werden auch gewählt, weil sie speziell eine Kundschaft ansprechen, die ihre Kinder zweisprachig erziehen möchten oder ihnen spielerisch ein anderes Land oder eine andere Sprache näher bringen wollen.

Und nicht zuletzt versuchen wir unseren Sortiment umweltbewusster zu gestalten mit Marken wie „Coq en Pate“ oder „Petitcollin“ Ecolo Puppen.

Wenn du meinen Lesern raten könntest, welche Dinge in Frankreich dürfen Sie auf gar keinen Fall verpassen, wenn Sie eine Reise dorthin machen?

Es sind so viele.

Kulinarisch gesehen könnte ich folgende Menüfolge empfehlen: Rilletes mit gegrilltem Weissbrot, alternativ überbackener Camembert mit Speck und einem Hauch Knoblauch, danach ein Entrecote mit Sauce Moutarde und Frites Maison oder Spieße von Jakobsmuscheln und Lachs mit Ratatouille. Beim Dessert sind bei uns die Positionen klar verteilt: Fondant Chocolat für mich, mein Mann lässt keine Creme Brulee aus. Danach darf ein Käseteller (Rohmilchkäse bitte, alles andere gilt nicht) nicht fehlen.

Zu französischem Wein brauche ich wohl nichts zu sagen, nur soviel: Man bekommt auch erlesene Tropfen im Supermarkt zu attraktiven Preisen. Wer im Spätsommer in Frankreich unterwegs ist, sollte Ausschau nach einem Weinfest halten, es lohnt sich. In der Bretagne sollte man sich eine gute Creperie suchen, da kann man Crepes essen, die man hier nirgends finden wird.

Die Fete de la musique am 21.6. ist ein echtes Erlebnis, gerade in den großen Städten, wie Marseille oder Paris. Auch der Donnerstag in der dritten Novemberwoche macht Spass, denn dann heißt es „le nouveau est arrivé“. Unser persönliches Highlight ist die Atlantikküste zwischen Bordeaux und Biarritz. Das Meer ist toll und die Leute sind manchnmal entspannter als an der wuseligen Cote D’Azur. Wer was von Land und Leuten mitbekommen möchte, bestellt sich einfach einen Rosé an einem der zahlreichen kleinen Stände entlang der Straße, hier wird man schnell integriert.

Für die Kinder lohnt sich ein Ausflug in einen Buchladen: auch wenn wir einige ausgewählte Kinderbücher in unserem Shop verkaufen, so liebe ich es in einer französische Buchhandlung nach Neuigkeiten zu suchen und die Franzosen haben viele sehr gute Illustratoren. Glücklicherweise leben auch welche von denen in Berlin.

Interessante Links:

  • Der Shop Pompapillon


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