Vor Kurzem lief im Kinderkanal die neue Zeichentrickserie „Kein Keks für Kobolde“ an. Sowohl unsere Kinder als auch wir selbst waren sofort ziemlich begeistert über die frische Art, mit der die außergewöhnliche Geschichte von der Freundschaft eines Mädchens mit den gefräßigen Waldwesen präsentiert wurde. Leider ist die Serie schon fast wieder beendet, denn auf unserem besten Sendeplatz – 19 Uhr, direkt nach dem Sandmännchen – wird ja jeden Tag gesendet und somit 7 Folgen pro Woche verbraucht. Am morgigen Freitag läuft schon der letzte Teil im Kinderkanal. Grund genug für uns, einen genaueren Blick auf die literarische Vorlage zu werfen.
Warum ist „Kein Keks für Kobolde“ (noch) kein Kinderbuch-Klassiker? Von uns aus auf jeden Fall!
Und siehe da, es ist ein Hochkaräter: Cornelia Funke, Autorin der international erfolgreichen Tintenwelt-Trilogie und von „Die wilden Hühner“, hat „Kein Keks für Kobolde“ – laut Fischer Verlag für Kinder ab 8 Jahren – bereits Anfang der 90er verfasst. Da war an „Herr der Diebe“ (erschienen im Jahr 2000), „Hände weg von Mississippi“ (1997) oder „Tintenherz“ (2003) noch nicht zu denken.
Im Mittelpunkt stehen drei knuddelige Figuren, weder Mensch noch Tier: die drei befreundeten Kobolde Neunauge (eine Mädchen), Feuerkopf und der leicht dickliche und extrem verfressene Siebenpunkt. Aus diesen recht einfachen, aber charismatischen Zutaten schnitzt Frau Funke auf knapp über 200 kindgerechten Seiten eine fortlaufende Geschichte, die sich rund um die Bemühungen dieser drei Waldbewohner dreht, nach einem „mageren Sommer und einem mageren Herbst“ doch noch etwas Vorrat für den beginnenden Winter anzulegen – und wenn es auch dafür nötig sein sollte, den Besitzer des nahegelegenen Campingplatzes zu bestehlen.
Die Fernsehserie führt die Geschichte fort – durchaus gelungen
Doch das waren sie schon, die einzigen Gemeinsamkeiten zwischen Buchvorlage und der Fernsehserie. Wenn man wie wir mit dem Lesen des Buches beginnt, nachdem man schon einige Folgen gesehen hat, vermisst man direkt einige Figuren aus dem Fernsehen: das Mädchen Mia, Tochter des Campingplatzbesitzers, gibt es im Buch nicht. Leider, könnte man sagen – oder das Buch als Vorgeschichte zur Serie auffassen, denn hier ist der Besitzer ein griesgrämiger Alter, den die Kobolde nur „den Braunen“ nennen. Auch die alte und weise Koboldfrau Tausendschön spielt im Buch fast gar keine Rolle, ist also für die Serie durchaus noch ausgearbeitet worden.
Macht aber nix, man kann also erst lesen und dann gucken – eine DVD ist bisher noch nicht verfügbar. Was man dem Buch noch zugutehalten muss, ist dass es weitaus weniger weichgespült daherkommt. Manche Stellen sind ein bisschen gruselig – insbesondere das Finale in der Koboldfestung (dies entspricht ziemlich genau Folge 3 der Serie). Dort gibt es echte Gefangene, viel Schmutz und sogar ein Biergelage – alles in allem ein Stoff, der ab 8 Jahren so richtig Spaß macht: wohlgemerkt, gleichermaßen für Jungen und Mädchen.
Volle Punktzahl, glatte Empfehlung: als Buch oder Hörbuch
Wir haben das Lesen sehr genossen und „Kein Keks für Kobolde“ geradezu verschlungen. Da auf relativ wenigen Seiten 25 Kapitel zusammenkommen, eignet es sich auch hervorragend zum Vorlesen und sogar als Gutenacht-Geschichte. Unsere Große freut sich natürlich monströs, dass es nach dem abendlichen Fernsehen jetzt immer noch einen Extra-Nachschlag gibt. Kurzum, Cornelia Funkes Buch mag zu seinem Erscheinen vor über 15 Jahren etwas untergegangen sein – schön, dass es in diesem Jahr durch die Serie wieder so richtig Schwung bekommen hat. Wenn sich dadurch das Buch – oder Hörbuch, siehe unten – besser verkauft, wollen wir gern dazu beitragen!
Cornelia Funke: Kein Keks für Kobolde. Mit farbigen Illustrationen der Autorin. Fischer Taschenbuch Verlag, 1994/2010. 224 Seiten, 9,95 Euro. |
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Spannung | Humor | Knuddelfaktor | |
++ | + | +++ | |
Alters-/Leseempfehlung: Das ist mal wirklich was für alle Geschlechter und (fast) jedes Alter. Mädchen und Jungs werden in jedem der knuddeligen Helden eine Identifikationsfigur finden – jünger als 8 sollten die kleinen Leser nicht sein. |
Weiterführende Links:
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