Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach: kurz nach Fertigstellung

Interview: die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach

Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach: kurz nach Fertigstellung
So siehts dann am Ende aus: Die fertige Solaranlage auf dem eigenen Hausdach

Mein Kumpel Christian hats getan: Nachdem schon im letzten Jahr die massiven Kürzungen der Solarförderung feststanden, hat er rechtzeitig in 2011 die eigene Solarstrom-Anlage installieren lassen. Am 27. Dezember war dann alles soweit fertig, wie ihr es hier auf dem Bild sehen könnt.

Seitdem ist etwas mehr als ein halbes Jahr ins Land gegangen. Grund genug für uns, mal nachzufragen wie es denn so läuft und natürlich nochmal die ganze Phase der Planung und Finanzierung Revue passieren zu lassen. Hochinteressant für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, eine ähnliche Anlage fürs Hausdach anschaffen zu lassen.

Wie geht man so ein Projekt „Solarzellen auf dem Dach“ an? Wie und wo hast du dich vorher informiert?

In meinem Fall war es recht einfach. Mein Nachbar hat ca. sechs Monate vor mir eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen.  Seine fachkundigen Erläuterungen haben mich schnell überzeugt, zunächst einmal eigene Recherchen zu diesem Thema zu beginnen.

Im Internet bin ich schnell auf ein sehr empfehlenswertes Buch von Stiftung Warentest gekommen: „Photovoltaik – Solarstrom vom Dach“.  Dieses Buch informiert sehr umfassend von der sinnvollen Planung über die Finanzierung bis zur Inbetriebnahme und gibt wertvolle Tipps zu Rechts- und Steuerfragen. Die Kosten von EUR 25,00 lohnen sich allemal!!!

Welche Art der Finanzierung hast du gewählt? Kannst du das Modell kurz beschreiben und welche Vorteile hat es?

Ich habe eine 100%-Finanzierung über ein Bausparmodell mit einem Direkt-Darlehen gewählt. Hierbei sind zwei wesentliche Vorteile zu benennen: 1) der Zinssatz ist im Durchschnitt geringer als andere Finanzierungsmodelle, 2) es können zu jeder Zeit Sondertilgungen ohne Zusatzkosten vorgenommen werden.

Dieses Modell unterscheidet sich von anderen Bausparverträgen dahingehend, dass zwar nur ein Vertrag über eine Bausparsumme X abgeschlossen wird, dieser Vertrag jedoch aus zwei Unterkonten besteht, nämlich dem Bauspar- und Darlehenskonto (je 50% der Bausparsumme). Dabei nimmt die Bausparkasse auf dem Bausparkonto eine Sofortaufzahlung (also in Höhe von 50% der Bausparsumme) vor. Über das Darlehenskonto erfolgt eine Auszahlung der zweiten Hälfte der Bausparsumme an den Schuldner (daher der Begriff „Direkt-Darlehen“).

Buch: Photovoltaik - Solarstrom vom Dach (Quelle: Stiftung Warentest)
Empfehlung unseres Interviewpartners: das Standardwerk von Stiftung Warentest - darüber berichten wir nochmal separat

Nach ca. 2,5 Jahren Laufzeit wird der Bausparvertrag zugeteilt. Während dieser Zeit zahlt der Schuldner monatlich eine konstante reine Zinsrate (ohne Tilgung) an das Darlehenskonto. Zusätzlich können Sondertilgungen auf das Bausparkonto vorgenommen werden. Nach der Zuteilung ergibt sich dann eine neue konstante Zins- und Tilgungsrate wie bei herkömmlichen Bauspardarlehen, deren Höhe dann von der Differenz aus Bausparsumme und Bausparguthaben abhängt. Selbst die Zinserträge für die Einlage (Sofortaufzahlung) durch die Bausparkasse werden hier im Bausparguthaben berücksichtigt.

Mein Tipp: alle Erträge/Überschüsse aus der Stromproduktion vor Zuteilung auf das Bausparkonto als Sondertilgung einzahlen. Damit hat man vielleicht in den ersten zweieinhalb Jahren nichts verdient, aber die monatliche Belastung nach der Zuteilung kann soweit gedrückt werden, dass sie unter die monatliche Abschlagsrate des Netzbetreibers fällt.

Bitte beachten: in jedem Fall werden nur die Netto-Investitionskosten einer PV-Anlage finanziert. Der Mehrwertsteuer-Anteil in Höhe von 19% muss in jedem Fall vorgestreckt werden, wird dann aber recht schnell vom Finanzamt zurückerstattet (nach ca. 4-6 Wochen).

Wie erfolgte dann die praktische Umsetzung? Wie finde ich den richtigen Installateur und wie lange dauert es von der Planung bis zum ersten selbsterzeugten Kilowatt?

Ich komme noch einmal auf das bereits erwähnte Buch von Stiftung Warentest zurück. Auch diese Frage wird darin sehr ausführlich beantwortet. Auf jeden Fall sollte man sich mehrere Vergleichsangebote (mindestens drei!!!) von unterschiedlichen Installateuren einholen und diese auch zu einer Vorortbesprechung zu sich nach Hause einladen. Dabei kann man dann gezielt Fragen stellen und die Antworten mit den Inhalten aus dem Fachbuch vergleichen.

Von Installateuren, die ausschließlich mit PV-Modulen aus Fernost arbeiten, sollte Abstand genommen werden. Europäische oder amerikanische Module bieten hier eine weitaus längere Produkt- und Leistungsgarantie. Letztlich habe ich denselben Installateur wie mein Nachbar gewählt, allerdings Module von einem anderen Hersteller (Firma Bauer aus Deutschland mit Produktion in Polen).

Mein Nachbar hat Module der Firma Mage Powertec aus den USA. Meine Entscheidung für die Bauer-Module lag einzig und allein in der kürzeren Lieferzeit begründet, da die Fertigstellung noch vor Jahresende erfolgen musste (wegen der höheren Fördersätze). Die finale Bestellung der Anlage erfolgte Mitte Oktober 2011, die Fertigstellung am 27. Dezember.

Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach: Alugestell für die Aufnahme der Module
Kurz vor fertig: das Alugestell für die Aufnahme der PV-Module bewirkt eine bessere Hinterlüftung

Deine Photovoltaik-Anlage ist jetzt ein gutes halbes Jahr in Betrieb, Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Hat sich die – vorsichtig gerechnete – Kalkulation bewährt? Würdest du heute irgendetwas anders machen?

Zum Stichwort „Kalkulation“ möchte ich darauf hinweisen, dass man bei einer Angebotseinholung auf eine Ertragsanalyse bestehen sollte. Ein seriöser Installateur fügt eine solche – auf moderaten Erträgen kalkulierte – Analyse unaufgefordert seinen Unterlagen bei.

Selbst in einem „schlechten“ Jahr mit wenig Sonne und viel Regen (also wie bisher in 2012) geht eine solche moderate Analyse immer zu Gunsten des Betreibers auf – wenn auch nur „moderat“. Es stellt sich eigentlich nicht die Frage, wie viel Minus erwirtschafte ich in schlechten Jahren, sondern eher wie viel Plus erwirtschafte ich in guten Jahren.

Die Solarförderung sinkt kontinuierlich, die Gesamtsumme wurde nun sogar gedeckelt. Was rätst du mir, wenn ich selbst eine Solaranlage einbauen möchte – soll ich noch warten oder jetzt zuschlagen?

Wer eine Solaranlage tatsächlich haben möchte, dem rate ich „jetzt oder nie“. Fallende Fördersätze bedeuten ja nicht, dass sich eine Anlage nicht mehr rentiert, denn schließlich fallen parallel zu den Fördersätzen auch die Preise für die Module und Wechselrichter.

Der einzige Nachteil zukünftiger Anlagen könnte sein, dass die Eigenkapitalrendite geringer ausfällt als derer, die bisher ans Netz gegangen sind. In meinem Fall wurde eine Rendite von 11% errechnet. Über die Rendite einer heute in Auftrag gegebenen Anlage wird die Ertragsanalyse des anbietenden Installateurs Auskunft geben.