Hörbert - Frontansicht

Interview: Rainer Brang – der Entwickler von hörbert

Hörbert - Frontansicht
Es gibt sie noch – die guten Dinge!

Wer hier häufiger vorbei liest, der weiß ich bin ein großer Fan von guten Dingen. Damit meine ich alles, was in irgendeiner Form gesund, nachhaltig, von hoher Qualität oder in anderer Form für mich wertvoll ist. Kurz vor Weihnachten bin ich über solch eine gute Sache gestolpert: den hörbert.

Der hörbert hat mich so begeistert, dass ich Rainer Brang, den „Vater“ von hörbert, angeschrieben und um ein Interview gebeten hab. Ich wollte einfach mehr über hörbert wissen und mich und euch da richtig schlau machen. Rainer hat sich richtig Zeit genommen und meine Fragen ganz ausführlich beantwortet. Daher fällt meine Einleitung auch ganz kurz aus. Alles, was ihr wissen müsst, um euch ebenfalls für hörbert zu begeistern findet ihr in Rainers Antworten.

Hallo Rainer, du steckst hinter Hörbert. Magst du meinen Leserinnen erzählen wer Hörbert ist?

Hallo Peggy, das mache ich gerne. hörbert kann man am ehesten begreifen, wenn man früher selber einen dieser tragbaren Kassettenrecorder mit Lautsprecher hatte, die man überall hin mitnehmen konnte, um tausendmal seine Lieblingshörspiele zu hören – daheim, im Auto, im Bett, im Garten, beim Spielen, alleine oder zusammen, immer nach Lust und Laune.

Das Ganze ins Jahr 2012 übertragen, aber ohne Bandsalat und verfeinert durch ein digitales Innenleben, ist hörbert. Ein treuer Begleiter durch die Kindheit, ein Geschenk zum Vererben, einfach ein Teil zum Liebhaben. Etwas, dem man ruhig einen Namen geben kann, weil es zum Alltag dazugehört, zur Familie, zum Aufwachsen. hörbert macht mit dem Kind alles mit: Den schönen Abend mit Mama und Hörspiel am Bett, das Luftgitarre-Spielen mit Papa zu „We will rock you“ oder andersrum. Da ist hörbert immer mit dabei.

Rainer Brang - Der Vater von hörbert - ideal für Kinder
Rainer Brang – Der Vater von hörbert

Die Eltern können passend zu den Interessen des Kindes Inhalte aufspielen, und das Kind kann selbst bestimmen, was es wann hört. Da gibt es keine Radiofunktion, die meinem Kind plötzlich erzählt, dass ein Reisebus mit zwanzig Schülern ausgebrannt ist, und wenn wir es als Eltern richtig machen wollen, sind wir bei jedem neuen Hörspiel das erste mal von Anfang bis Ende dabei. Kinder verstehen auch bei den nettesten Geschichten gerne mal was falsch, und dann kann die Freude schnell kippen, und kein Erwachsener versteht was los ist. Also so ganz wahlfreien Zugriff auf einen Stapel CDs möchte ich bei uns daheim noch nicht haben. Lieber einen Satz von Inhalten, von denen ich weiß, dass darin keine böse Überraschung lauert. Das ist zumindest unseren Kindern auch lieber.

Wie kommt man auf die Idee ein Gerät wie den Hörbert zu entwickeln? Und vor allem: Wie lang hat es gedauert bis der erste Hörbert fertig war?

hörbert ist meine Antwort auf die erfolglose Suche nach einem Musikspieler für unseren ersten Sohn. Wie so ziemlich alle Eltern haben wir anfangs mit der Stereoanlage hantiert und den Diskjockey fürs Kind gespielt. Dann kam unser Kleiner selber auf die Idee, den Lautstärkeregler mal so richtig aufzudrehen, was überraschend laut wurde – für uns alle übrigens.

Oder da war dieser eine Tag, an dem mir erst beim Einschlafen auffiel, dass unser Junge den ganzen Tag nur eins von mir wollte: Dass ich Ihm eine CD einlege – und ich habe ihn den ganzen Tag nur vertröstet: „Erst decke ich den Tisch“, “Nach dem Essen“, “Erst wickeln“, “Die Post kommt“, „gleich nach dem Mittagschlaf“, usw. In der Nacht fiel mir sein Wunsch dann wieder ein, aber Musik hat es an dem Tag keine gegeben. Traurig. Also musste etwas her, das unser Sohn selbst bedienen kann – „Das wird ja nicht so schwer zu finden sein“ dachte ich. Von wegen! Plastik mit schlechtem Klang hier, guter Klang aber mit Stromanschluss da, zerbrechlich hüben, zu wenig Platz drüben, nur mit Kopfhörern hier, nur mit Display dort, dieses mit Radio, jenes in einem Nylon-Plüschkörper. Wer jetzt beim Lesen nickt, kennt die Qual der „nicht“-Wahl. Ich fand das schlimm.

Hörbert - Qualität für Kinder - den kann man vererben
Qualität bis ins Detail – hält mit Absicht ewig

Statt zu resignieren beschloss ich, die Sache von Grund auf selbst in Angriff zu nehmen: „Wenn keiner es mir verkauft, baue ich es selber“. Aus meinem Studium vor etlichen Jahren war tatsächlich noch etwas Wissen über Digitaltechnik und Elektronik hängengeblieben, meinen Vater habe ich in seinen Tüftler-Keller geschickt, um das erste Gehäuse zu zimmern. Und tatsächlich: Nach ein paar Wochen lief der erste Prototyp! Was für eine Freude war das – unser Sohn tanzte und hüpfte fast bis zur Erschöpfung durch die Wohnung. Er taufte den ersten hörbert der Welt übrigens „Chip“ (bei ihm klang das wie „Tsip“), weil ich ihm den Speicherchip gezeigt hatte. Sohn stolz, Papa stolz.

So verging etwas Zeit, in der Besucher, Freunde und Nachbarn den „Chip“ kennen lernten. Bald kam das zweite Gerät fürs Patenkind, das Dritte für unseren zweiten Sohn, und noch ein viertes, fünftes, sechstes, aber alle handgelötet und jedes mit einem weiter verbesserten Gehäuse. Langsam wurde das zu viel Arbeit, und wir haben im Kreis der Familie die Geburt der ersten Serie beschlossen. Ein weiteres Jahr später waren gut 20 Lieferanten gefunden, serienreife Teile im Lager, und es konnte losgehen. Alles in Allem stecken 14 Monate Entwicklungszeit, Organisation, Schweiß und Herzblut in jedem einzelnen Gerät.

Ist der Hörbert perfekt, so wie er ist? Oder plant ihr Veränderungen oder Erweiterungen?

Wenn wir an hörbert gerne etwas anders gehabt hätten, dann hätten wir ihn bestimmt auch gleich anders gebaut. So gesehen passt hörbert so wie er ist perfekt auf unsere Vorstellung von einem Hörspieler. Deshalb sehe ich auch keine Veränderungen oder Erweiterungen am Horizont. In den 14 Monaten Entwicklungszeit gab es genügend Möglichkeiten, über jede Funktion und jedes Teil mehrmals nachzudenken. Auch das Weglassen war Teil der Überlegungen, und weggelassen haben wir beispielsweise den Kopfhöreranschluss. Mit Absicht! Denn nur weil Kopfhörer weit verbreitet sind, müssen sie nicht richtig sein. Für uns bedeutet der Verzicht mehr Vor- als Nachteile:

  • Ein Loch weniger für zerstörerische Experimente mit langen Gegenständen oder Spucke,
  • ein Anschluss weniger für lange Kabel, mit denen man sich strangulieren kann,
  • eine Buchse weniger, die kaputt geht, wenn man über das Kabel stolpert,
  • kein Risiko zu laut zu hören,
  • kein Risiko für feuchtwarmes, entzündungsförderndes Ohrklima,
  • keine Isolation beim Hören.

Da wäre eine Erweiterung mit Kopfhörerbuchse in unseren Augen nicht das Richtige. Verändern und erweitern können wir jedoch z.B. die Software, mit der man hörberts Speicherkarte bespielt. Neulich wünschte ein Kunde sich die Möglichkeit, Ausdrucke der Inhalte anfertigen zu können, und genau das ist jetzt beispielsweise in der Beta-Testversion schon enthalten. Nichts zu verändern bedeutet also nicht gleichzeitig Stillstand.

Höbert und Ball - Reisegepäck komplettMal ganz technisch: Wie kommen die Kinder mit den vielen Knöpfen zurecht?

Lustiger weise geht das bei Kindern viel schneller als bei Erwachsenen. Die Kinder gehen da ganz locker experimentell heran, und weil hörbert gleich losspielt, wenn man den Kippschalter umlegt, gibt es gleich das erste Erfolgserlebnis. Klack! An/Aus ist damit schon abgehakt.

Dann kommen die bunten Tasten dran. Ich weiß nicht wieso, aber die Kinder merken sofort, dass hinter jeder bunten Taste viele verschiedene Stücke liegen, Erwachsene drücken immer schön brav eine Taste nach der Anderen, und kriegen manchmal lange Zeit gar nicht raus, wie die Playlists funktionieren. Das freut mich immer ein bisschen, denn so werden auch die Erwachsenen erst durchs Spielen belohnt.

Kleine Kleinkinder drücken dann naturgemäß lieber auf den Tasten herum und machen Klangsalat, statt den Inhalten zu lauschen. Es lässt sich im Lauf der Zeit schön erkennen, ab wann die Kinder in der Lage sind, sich länger auf Inhalte zu konzentrieren, und tatsächlich Inhalte zu verstehen. Dann haben sie Lieblingslieder oder Lieblingsstellen in einem Hörspiel.

Größere Kinder können schließlich auch mit den Rücksprung/Vorspultasten umgehen, und sie bedienen hörbert ohnehin wie im Schlaf. Das bleibt dann so bis zu unserem ältesten Kunden mit 92 Jahren. 😉 Alle Altersgruppen bedienen hörbert ganz intuitiv. Schnell hat man sich die Inhalte hinter den bunten Knöpfen eingeprägt, und dann kann man hörbert auch blind bedienen. (Kleine vergnügliche Randnotiz zum Angeben für hörbert-Besitzer: Für den Preis von hörberts Tasten kann man bereits andernorts einen billigsten mp3-Player kaufen.)

hörbert - das ideale Abspielgerät für KinderKlasse finde ich, dass ihr im Shop direkt Ersatzteile für den Hörbert anbietet. Das spricht für eure Philosophie. Nachhaltig etwas bauen, das im Bestfall ewig hält. Wegwerfen ist out, oder?

Aber hallo, wegwerfen geht ja gar nicht. Ich kann den Gedanken kaum ertragen, dass unsere Kinder später im Leben mit dem ganzen Abfall zu kämpfen haben, den wir ihnen jetzt zur Freude und zum Spielen schenken. Der viele Plastikkram verrottet nicht, und wenn wir ihn verbrennen, verpuffen wertvolle Rohstoffe auf Nimmerwiedersehen.

Dummerweise kennen unsere Kinder ja gar keinen Fernseher mehr, der 20 Jahre hält, und dann nochmal fünf, nachdem er im Fachgeschäft repariert wurde. Oder das grüne Telefon mit Wählscheibe, das einfach nie zerbrach. Oder Drucker, die zwar laut waren, aber kilometerlang Papier bedrucken konnten. Und woher sollen die Kinder auch lernen, dass man Sachen so wertschätzen kann, dass man sie sogar reparieren lässt? Sie wachsen in einer Welt auf, in der Erwachsene Menschen alle zwei Jahre perfekt funktionierende Handys wegschmeißen für ein neueres Modell. Oder zur nächsten WM wird ein größerer Bildschirm gekauft, und ein neuer Drucker ist manchmal billiger als die Nachfülltinte.

Stell Dir also ein Kind vor, dessen Musikplayer kaputt geht. Den schmeisst man weg und kauft ihn neu. Wertschätzung? Fehlanzeige. Klar gibt das Tränen. Und ob das Kind sich traut, sich nochmal so richtig in was eigenes zu verlieben, weiss ich nicht. Vielleicht ist hörbert ja sogar auf einer Mission, die Fahne für haltbare oder reparable Geräte hochzuhalten und als Lehrbeispiel zu dienen.

Wo bekommt man denn so einen hörbert her, wenn man ihn verschenken will? Kann man hörbert überall kaufen?

Der Weihnachtsmann, der Osterhase, die lieben Verwandten, Bekannten, Omas und Opas bekommen hörbert auf unserer Website http://www.hoerbert.com

Dort kann man ihn auch mit einer individuellen Gravur bestellen, die wir oberhalb der bunten Tasten eingravieren. Persönlicher geht’s als Geschenk fast nicht.

Wir bauen auch ein Händlernetz auf, allerdings gehen wir das behutsam an – hörbert fühlt sich einfach beim Spielzeugdiscounter nicht wohl. Unsere Einzelhändler stehen ebenfalls auf unserer Homepage. Die verkaufen allesamt auch noch andere sehr schöne Dinge, und ich empfehle immer einen Besuch.

Jedenfalls liefern wir im Online-Shop versandkostenfrei nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz, und wer seinen hörbert erhält, kann gleich die mitgelieferten Batterien einlegen und die mit 140 Minuten vorbespielte Speicherkarte benutzen. Also braucht es keine Sitzung am Computer zum Bespielen der Karte bevor es losgehen kann – lieber sich in der gewonnenen Zeit mit dem Kind freuen und zusammen die enthaltenen Titel erkunden.



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