Als Martin Luther ein Knabe war …

Hier wird Martin Luther entführt :)
Hier wird Martin Luther entführt 🙂

Bei uns im Norden hat das Martins-Singen lange Tradition. Die Kinder ziehen von Haus zu Haus und singen Lieder. Dafür bekommen sie kleine Aufmerksamkeiten in Form von Süßigkeiten oder kleinen Spielzeugen.

Das erinnert euch an Halloween? Falsch. Das ist im Kölner-Raum bekannt seit 1525 und da hat man noch nicht geguckt, was aus Amerika kommt, um es zu kopieren. Es ist ein sogenannter Heischebrauch und fest verankert in unserer ur-eigenen Geschichte.

Die katholischen Kinder gehen am 11.11. von Haus zu Haus, am Tag des Heiligen St. Martin. Für alle, die erst nachschlagen müssten: Das ist der, der mit dem armen Mann seinen Mantel geteilt hat. Die evangelischen Kinder gehen bereits am 10.11. los. Früher war das strikt getrennt. Da das heute alles lockerer ist, gehen meist alle Kinder am 10.11. durch die Straßen, singen Lieder und schwenken ihre Laternen.

Laterne-Lieder, „Als Martin Luther ein Knabe war“, „St. Martin“ und andere Lieder klingen durch die Straßen. Mein Vater erinnert sich noch lebhaft, wie er mit seinen Geschwistern in Hannover durch die Nachbarschaft zog. Damals sang man noch auf Platt: Matten, matten Herrn. Beim Krämer um die Ecke gab es diese herrlichen Himbeerbonbons aus dem großen Glas. Aber nur, wenn man Glück hatte und er die Tür öffnete. Seine Frau war nicht so großzügig …

Die Tischdeko bei unserer Gruselparty
Die Tischdeko bei unserer Gruselparty

Warum ich diesen Brauch besser finde als Halloween? Nun ja, erst mal finde ich ein Lied als Dank für die Süßigkeiten schöner, als die Androhung einer Strafe, wenns nichts gibt. Süßes oder Saures? Nicht bei uns. Und dann beginnt ja auch am 11.11. die Karnevalszeit – also auch für Verkleidungsfreudige haben wir etwas zu bieten. Wir brauchen Halloween also nicht wirklich.

In diesem Jahr hat meine Tochter auf eine Halloween-Party mit ihrer besten Freundin bestanden. Ich hab ihr nachgegeben. Die Zwei haben Kürbisse ausgehöhlt, Herbstblätter bemalt und den Tisch damit dekoriert. Den Winnie the Pooh Halloween-Film gesehen und der Papa kam nach dem Schlafengehn als Gespenst ins Zimmer gespukt. Es war ein schöner Tag.  Der ganze Rummel geht natürlich nicht an den Kindern vorbei. Der Wirtschaft kommt Halloween gerade recht, sie überbrücken damit gut die Zeit zwischen dem großen Oster- und Weihnachtsgeschäft. Es gibt Süßwaren im Halloween-Look, sogar eine Fanta Halloween-Edition.

Gestern sind wir dann hier durch die Nachbarschaft gezogen und haben unsere Martins-Lieder gesungen. Eine fröhliche Gruppe von 10 Kindern, begleitet von einigen Müttern. Fast drei Stunden haben die Kinder der Kälte getrotzt und vor etlichen Türen ihre Lieder gesungen. Das war schön. Stolz war ich, dass meine sonst so schüchterne Tochter mit ihren Freunden laut und deutlich gesungen hat. An jeder Tür wurde der Gesang etwas besser. Die Ausbeute sollte locker bis Weihnachten reichen. Besonders gefreut hat meine Tochter sich über einen Stickerbogen und ein Koalabärchen.

Wir hatten alle Drei großen Spaß und freuen uns schon auf das Martins-Singen im nächsten Jahr!



One Comment

  1. K-DD, Religionslehrer

    Was in der Überschrift groß angekündigt wird, kommt im Artikel gar nicht vor. Was hat Martin Luther gemacht hat, als er ein Knabe war?
    Viele meinen, der heilige Martin von Tours wird mit diesem Lied gefeiert. Irrtum! Dieses Lied wurde auf den protestantischen Gegenveranstaltungen gesungen. Denn der heilige Martin hat nie vor fremder Leute Türen gesungen.